Erfolgsstrategien über die gesamte Wertschöpfungskette

Bericht zur Kulinarik-Exkursion nach Bayern, veranstaltet von der Agrarmarketing und der Tirol Werbung GmbH im April 2024
Die Agrarmarketing Tirol und Tirol Werbung GmbH luden Mitte April Vertreter:innen der Tiroler Tourismusverbände und von kulinarischen Initiativen zu einer Kulinarik-Exkursion nach Bayern. Das Ziel der Reise: Die Ökomodellregionen Miesbacher Oberland und Waging am See zu entdecken.
Auf der Tour wurden insgesamt neun unterschiedliche Betriebe besucht, darunter eine Käserei, Milchviehbetriebe, eine Brauerei und eine Naturmetzgerei. Der inhaltliche Fokus lag auf der gesamten Wertschöpfungskette, von der Erzeugung über die Verarbeitung bis hin zur Vermarktung inkl. Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung. Es wurden innovative landwirtschaftliche Praktiken sowie beispielhafte Kooperationen zwischen verschiedenen Akteur:innen beleuchtet. Die Teilnehmenden bekamen fundierte Einblicke, wie regionaler Zusammenhalt aussehen kann und wie Wirtschaft sowie Tourismus davon profitieren. Bayern zählt hier zu den Vorreitern und die besuchten Best-Practice-Beispiele haben gezeigt, dass der Ruf aus gutem Recht besteht.
Aus dem erhaltenen Input lassen sich folgende Schlüsselerkenntnisse und Empfehlungen ableiten:
- Diversifizierung ist für die Landwirtschaft überlebenswichtig. Die Exkursion zeigte, dass landwirtschaftliche Betriebe sich mehr und mehr diversifizieren müssen, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Es wurden ausschließlich Vollerwerbsbauern besucht, die allesamt auf mehrere Standbeine setzen – von Ferienwohnungen bis angeschlossene Handwerksbetriebe über Workshops- & Seminare samt Raumvermietung, Online-Shops, Hofläden oder Hofcafés. Zudem haben alle Betriebe in eine möglichst breite Vermarktung investiert, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing sind maßgeblich für den unternehmerischen Erfolg.
- Nachhaltiges Handeln ist Voraussetzung für die Zukunft der Landwirtschaft. Die besichtigten Betriebe legen allesamt großen Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Die Landwirte aus Überzeugung und weil sie die Ressource schützen müssen, von der sie leben. Die Gastronomie etwa deshalb, weil es ihre Zielgruppe verlangt.
- Ein wichtiger Hebel für die Wertschöpfung einer Region ist die Kooperation zwischen den ansässigen Betrieben. Die Exkursion hat die große Bedeutung von regionalen Kooperationen und Vermarktungsinitiativen gezeigt. Die Ökomodellregionen schaffen ein Netzwerk, um Wertschöpfungsketten von der Produktion bis zum Verbrauer aufzubauen und zu optimieren. Die Produkte werden nicht nur lokal angebaut oder hergestellt, sondern auch lokal verarbeitet, vermarktet und verkauft – dadurch steigert sich auch ihr Gesamtwert. Die Produkte stehen für Qualität, Frische und Nachhaltigkeit, ihre Herkunft und die Produktionsbedingungen sind transparent. Dies führt zu einer höheren Bereitschaft, regional einzukaufen. Das macht die regionalen Wertschöpfungsketten oft widerstandsfähiger gegen externe Einflüsse wie Marktschwankungen oder Krisen.
Für den Tourismus ergibt sich folgender Vorteil: Regionale Produkte tragen zur Stärkung der Identität und Kultur bei. Sie spiegeln die Traditionen, Geschmäcker und Besonderheiten einer Region wider und fördern das Bewusstsein für die lokale Geschichte und Lebensweise. Entsteht daraus ein touristisches Angebot – wie Biogenuss-Radtouren – kann dies bei potenziellen Gästen die Attraktivität der Region steigern.
- Die Landwirtschaft ist auf ein Commitment seitens der Gastronomie und Hotellerie angewiesen. Damit Bauern nachhaltig wirtschaften können, müssen sie angemessene Preise für ihre Produkte erhalten, die ihre Produktionskosten decken und ihnen einen angemessenen Lebensunterhalt ermöglichen. Die besuchten Betriebe sehen in der engen Zusammenarbeit zwischen Landwirten und der Gastronomie/Hotellerie eine Win-Win-Situation: Durch direkte Abnahmeverträge, langfristige Partnerschaften und faire Handelspraktiken können Landwirte eine stabile Einkommensquelle sichern und ihre Produkte zu einem gerechten Preis verkaufen. Auf der anderen Seite können Gastronomen und Hoteliers von einer zuverlässigen Versorgung mit frischen, hochwertigen Lebensmitteln profitieren, die das kulinarische Angebot ihrer Betriebe bereichern und das Vertrauen der Kund:innen stärken.
Fazit:
Die Kulinarik-Exkursion nach Bayern veranschaulichte die Bedeutung von Diversifizierung und regionaler Zusammenarbeit, vor allem im Zusammenhang mit aktuellen Herausforderungen wie der Inflation, dem Fachkräftemangel und dem Klimawandel. Besondern hervorgehoben wurde die Rolle von Gastronomie und Hotellerie, welche durch faire Handelspraktiken und direkte Partnerschaften zur Stabilität und zum Erfolg der Landwirtschaft beitragen. Die Exkursion zeigte eindrücklich, wie durch die Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten und nachhaltige Kooperationen die Landwirtschaft und der Tourismus gemeinsam wachsen können. Diese Erkenntnisse bieten wertvolle Impulse für die touristische und landwirtschaftliche Praxis und sollten als Inspirationsquelle und Handlungsanleitung diesen, um ähnliche Konzepte auch in anderen Regionen zu implementieren und eine nachhaltige Entwicklung und kulturelle Verbindung fördert.