Food Trend #4 - Local Exotics

Wir ernähren uns bewusster und setzen vermehrt auf saisonale und heimische Produkte. Die Konsument:innen hinterfragen kritischer die Herkunft der Produkte und den ökologischen Fußabdruck, den diese hinterlassen, bis sie auf unseren Tellern landen. Gleichzeitig aber verspüren wir eine Sehnsucht nach exotischen Aromen und fernen Esskulturen. Doch exotische Lebens– und Genussmittel bringen nicht nur Abwechslung auf den Essensplan – weite Transportwege und kaum Transparenz bei der Herstellung und der Verarbeitung bringen viele negative Auswirkungen mit sich. Aber nun zu den guten Nachrichten: Es ist nicht zwingend notwendig auf eben solche weitgereisten Produkte zurückzugreifen. Einerseits ist die Vielfalt an heimischem Superfood immens – regionaler Leinsamen und Johannisbeeren unserer produzierenden Bäuer:innen sind zum Beispiel absolute Nährstoffbomben und machen Quinoa und Gojibeeren völlig überflüssig.
Innovative Ansätze
Exoten gibt es aber mittlerweile auch hier: Reis aus Niederösterreich, Safran aus dem Nordburgenland und Ingwer aus Erferding in Oberösterreich sind nur ein paar Beispiele, wie sich „local exotics“ in unseren Breitengraden bereits entwickelt haben. Viele motivierte österreichische Bäuer:innen nutzen die Erderwärmung als Chance und passen sich dem milderen Klima an. Das Ergebnis: Beeindruckende Erfolge in der Kultivierung und dem Ertrag bei nicht heimischen Pflanzen und Obst-und Gemüsesorten. Eine Entwicklung, die vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre, vorangetrieben durch Innovationskraft und erfinderischen Methoden. „local exotics“ erweitern somit das heimische Produktsortiment und stärken die hiesige Landwirtschaft.
Chancen durch den Anbau von „Local Exotics“
Diversifizierung der Produktion:
Der Anbau von "local exotics" ermöglicht es Landwirt:innen, ihre Produktpalette zu diversifizieren und nicht nur auf traditionelle landwirtschaftliche Erzeugnisse angewiesen zu sein. Dies kann dazu beitragen, das finanzielle Risiko zu mindern, da sie nicht von einer einzigen Kultur abhängig sind.
Höhere Preise:
Raritäten haben oft einen höheren Marktwert aufgrund ihrer Seltenheit oder ihres ungewöhnlichen Geschmacks. Dies kann den Landwirt:innen höhere Einnahmen pro Flächeneinheit oder pro Pflanze einbringen.
Vermarktungsvorteile:
Der Anbau von lokal angebauten exotischen Lebensmitteln kann Landwirt:innen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, da sie einzigartige Produkte anbieten können, die das Interesse der Konsument:innen wecken.
Umweltaspekte:
Der Anbau von "local exotics" kann in einigen Fällen weniger ressourcenintensiv sein als der Import aus fernen Regionen. Dies kann zu einer Verringerung der Umweltauswirkungen führen, da kürzere Transportwege und geringerer Energieverbrauch für die Lagerung erforderlich sind. Auch die Gastronomie kann von "local exotics" profitieren, indem sie einzigartige, spannende und vielfältige Kreationen anbietet – verfeinert und ergänzt durch regionale Zutaten, die zwar seltener vorkommen, dadurch jedoch an Reiz gewinnen. Die Verwendung von lokal angebauten Raritäten kann dazu beitragen, die kulinarische Identität einer Region zu stärken und ein Gefühl der Authentizität zu vermitteln.
„Local Exotics“ aus der Region sind frischere Zutaten, die ökologische Verantwortung zeigen, was der gesamten Region und der Wertschöpfungskette zu Gute kommt. Insgesamt können "local exotics" dazu beitragen, lokale Wirtschaften zu stärken, die Landwirtschaft zu diversifizieren, die kulinarische Vielfalt zu fördern und umweltbewusstes Handeln zu unterstützen.
„Local Exotics“ made in Tirol

Einige Jahre zurück stellte sich Clemens Lutz eine simple Frage, die jedoch eine Kaskade von Entwicklungen in Bewegung setzte. Seine Überlegung, wie seine Familie das gesamte Jahr über von selbstangebautem Biogemüse leben könnte, erwies sich als überraschend wegweisend. Ein amüsiertes Lächeln begleitet seine Erklärung: "Ursprünglich ging es darum, uns mit unserem eigenen Biogemüse zu versorgen, aber jetzt haben wir mehr erzeugt, als wir jemals erwartet hätten."
Auf dem Biohof Lumperer in Fritzens gedeiht heute nahezu alles, was die Tiroler Erde hervorbringen kann: Von Melanzani und Paprika über Artischocken und Schwarzwurzeln bis hin zu Palmkohl und Grünkohl – und gelegentlich sogar Erdnüsse.
Die Konzeption von Biogemüse ist hier längst zur Norm geworden. Bereits im Jahr 1990 stellten Clemens' Eltern auf eine ökologische Produktion um. Der Boden steht im Zentrum dieser Philosophie, wie Clemens, der den Hof 2016 übernahm, betont: "Die Erhaltung und Pflege der Bodenfruchtbarkeit ist von höchster Bedeutung." Um diese Fruchtbarkeit zu gewährleisten, wird der Kompost, der die Gemüsefelder düngt, unter anderem mit Mist von 25 hauseigenen Schweinen angereichert, die neben dem eigenen Getreide auch aussortiertes Gemüse verzehren.
Doch am Lumpererhof gibt es noch viel mehr zu entdecken: Hier wird eigenes Brot gebacken, und delikate Suppenwürzen kreiert, aromatische Kräutersalze und herzhafte Knoblauchpasten – sofern die Zeit es erlaubt. Produkte wie Knoblauch, Zwiebeln und Pastinaken finden ihren Weg in den Handel und bilden neben dem Hofladen, der Biokiste und dem Bauernmarkt ein weiteres Standbein. Clemens Lutz reflektiert: "Ich habe erneut erkannt, wie faszinierend die Direktvermarktung sein kann. Sie bietet einfach mehr."