Im Interview: Claudia Sacher

Liebe Claudia,
vielen Dank, dass du dir die Zeit für unser kurzes Interview nimmst und uns einen Ausblick auf das Jahr 2025 gibst!
Damit unsere Leser:innen dich besser kennenlernen, erklär uns ein wenig über deine Aufgaben und Tätigkeiten.
Ich bin Gründerin und aktives Mitglied der feld:schafft, einer gemeinwohlorientierten Genossenschaft in Innsbruck. Unser Ziel ist den Wert der Lebensmittel zu heben und Lebensmittelabfall zu reduzieren.
Wir arbeiten ganz praktisch an der Reduktion von Lebensmittelabfällen, indem wir ungenutztes Gemüse hauptsächlich aus der Landwirtschaft beziehen und zu Caterings (mit dem Fahrrad geliefert) oder Produkten im Glas verarbeiten.
Parallel setzen wir tirolweit Bildungsangebote in den Themenfeldern „Wertschätzung von Lebensmitteln“ und „Reduktion von Lebensmittelabfällen“ um. Wir gehen in Schulen und Unis und betreiben in Innsbruck einen Bildungsacker – den Weltacker.
Ich selbst bin in allen unseren Aufgabenbereichen aktiv: von der Strategie- und Netzwerkarbeit, über die Küche bis zur gärtnerischen Planung und Umsetzung des Weltacker sowie Konzeption und Abhaltung der Schulworkshops.
Die Genossenschaft zur Nutzung von Ungenutzem, betreut den sogenannten „Weltacker“. Was ist das genau?
Der Weltacker ist ein 2.000m² großer Bildungsacker mitten in Innsbruck. Folglich kann die Größe so beschrieben werden:
Die weltweit nutzbare Ackerfläche beträgt ca. 1,6 Milliarden Hektar. Würde man diese Fläche unter allen Menschen gerecht aufteilen, hätte jede Person ca. 2.000 m² Ackerfläche. Darauf muss alles wachsen, was wir für unsere Versorgung brauchen: von Lebensmittel über Tierfutter bis hin zu Baumwolle für die Bekleidung oder Energiepflanzen für Biogas.
Diese Ackerkulturen werden am Weltacker angebaut, der jederzeit frei besuchbar ist. Außerdem ist er die Basis für viele unserer Bildungsangebote.
Die Idee des Weltackers wurde in Berlin von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft entwickelt, mittlerweile baut sich ein internationales (kontinentübergreifendes) Bildungsnetzwerk auf.
Ihr habt vor einiger Zeit „I.G.G.I.T.“ gestartet. Wohin hat sich dieses Projekt entwickelt?
IGGIT – „Innsbrucks gerettetes Gemüse im Topf“ war der Versuch, größere Mengen an ungenutzten Lebensmitteln zu verkochen, viele Menschen zum gemeinsamen Aufessen einzuladen und so die gute Qualität dieser Lebensmittel aufzuzeigen.
Aus IGGIT hat sich unser Catering weiterentwickelt. Wir versorgen kleine und größere Veranstaltungen (bis 150 Personen) mit Speisen, die alle mindestens eine ungenutzte Zutat beinhalten und wir versuchen unser Bestes, damit beim Catering selbst keine/kaum Reste übrigbleiben.
Dafür fordern wir die Auftraggeber der Caterings heraus mitzuwirken, indem wir die Mengen knapper kalkulieren, genauere Informationen zu Personenanzahl und Zielgruppe erbeten oder anregen, selbst Gefäße mitzubringen, um Speisereste mitzunehmen und weiterzugeben.
Ziel unserer Reise ist, dass die Aufmerksamkeit auf das Thema Lebensmittelabfall erhöht wird und jede:r kleine Schritte dagegen unternimmt.
Abschließend, was möchtest du unseren Leser:innen noch mit auf den Weg geben?
Lebensmittelproduktion und –abfall sind komplexe Bereiche, die oft überfordernd wirken können. Ein komplexes System, an dem kein einzelner Schuld hat, aber viele mitwirken. Und genauso muss das Problem verbessert werden, indem jede:r am System mitschraubt, d.h. aufmerksam wird auf seinen eigenen Handlungsspielraum und seine eigenen Möglichkeiten, und diese dann auch wahrnimmt.
Wir haben viel zu gute Lebensmittel, als dass sie nicht wertgeschätzt und weggeworfen werden.