Kulinarik-Exkursion "Der Weg entsteht im Gehen"

Von 23. bis 24. April fand die jährliche Kulinarik-Exkursion der Agrarmarketing Tirol und der Tirol Werbung in die Schweiz und nach Vorarlberg statt. Unter dem Motto „Der Weg entsteht im Gehen“ begaben sich insgesamt 22 Teilnehmenden – darunter Mitarbeiter:innen der Tirol Werbung und Agrarmarketing Tirol, Vertreter:innen diverser Tourismusverbände und Kulinarik-Initiativen sowie Produzent:innen, Gastronom:innen und Landwirt:innen – auf eine gemeinsame Reise, um neue Impulse und inspirierende Praxisbeispiele rund um nachhaltige Landwirtschaft und regionale Kulinarik kennenzulernen.
Erster Stopp der Exkursion war die Jucker Farm am Pfäffikersee im Kanton Zürich. Martin Jucker, der den Betrieb in fünfter Generation gemeinsam mit seinem Bruder führt, veranschaulichte eindrucksvoll, wie aus einem landwirtschaftlichen Betrieb ein vielseitiger Erlebnisbauernhof entstehen kann. Ursprünglich bestehend aus drei Bauernhöfen, war durch strenge Auflagen im Moorschutzgebiet ein Umdenken erforderlich. Neue Wege wurden eingeschlagen, darunter der gezielte Ausbau von Kürbissen in den 90er-Jahren, lange bevor diese populär wurden. Daraus etablierte sich eine erfolgreiche Kürbisausstellung, die heute bis zu 10.000 Gäste täglich anzieht. Der Betrieb entwickelte sich durch Gastronomie, Direktvermarktung und Events zu einem vertikal integrierten Unternehmen. Aktuell umfasst das Angebot rund 70 Kulturen, aufgeteilt auf mehrere Standorte. Regenerative Landwirtschaft und Permakultur sind für die Jucker Farm wichtige zukunftsorientierte Ansätze. Trotz hoher Gästezahlen positioniert man sich klar gegen den klassischen Tourismus und versteht sich vielmehr als regionales Naherholungsgebiet und Destination für Tagesgäste aus der Region Zürich.
In Stans (Kanton Nidwalden) präsentierte sich das Culinarium Alpinum als wichtiges Kompetenzzentrum für alpine Kulinarik, betrieben im historischen Gebäude eines ehemaligen Kapuzinerklosters. Unter dem Motto „Regionalität ist unser Erbe“ versteht sich das Haus nicht nur als Begegnungsort für kulinarische Profis, sondern auch als Impulsgeber. Essbare Landschaften mit seltenen Pflanzen und Kräutern bilden die Basis für eine Gastronomie, die den Jahreszeiten folgt. Ein starker Fokus liegt auf der Kooperation zwischen Gastronomie, regionalen Produzent:innen und Konsument:innen. Unterstrichen wird dies durch bewusstes Einkaufen ohne Preisverhandlung, nach der Devise „Es kostet, was es kostet“. Wichtiger Bestandteil ist zudem die Vermittlung von Wissen durch Kochkurse und weitere kulinarische Veranstaltungen.
Dominik Flammer, Initiator des Zentrums und erfahrener Autor im Bereich alpine Kulinarik, betonte in einem kurzen Impulsvortrag im Rahmen einer Käse- und Saftverkostung die Notwendigkeit einer intensiven Zusammenarbeit der Alpenländer, um international gemeinsam aufzutreten. Regionale Authentizität, unterstützt von gezieltem kulinarischen Tourismus, stellt er als zentrale Zukunftsperspektive im Alpenraum heraus.
An Tag zwei standen in Vorarlberg besonders die Themen Gemeinschaftsverpflegung und Kooperation im Zentrum. Das Projekt „Vorarlberg am Teller“ fördert nachhaltig die Regionalität und hohe Qualität von Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung. Ziel ist, durch den gezielten Einsatz heimischer Produkte die Landwirtschaft, gesunde Ernährung und lokales Bewusstsein in Kindergärten, Schulen und Sozialeinrichtungen zu stärken. Praxisbeispiele sind das Vorderlandhus in Röthis mit rund 740 täglichen Mahlzeiten und der Hof „Bur pur“ von Monika Ebenhoch, der Obst und Saft liefert – bewusst und auf kreative Weise, um etwa ältere Menschen gezielt zum Essen und Trinken zu motivieren. Die enge Zusammenarbeit zwischen heimischen Produzent:innen und Gemeinschaftsküchen ist ein Erfolgsmodell, von dem beide Seiten profitieren.
Abschließend gab es in „Die Sennerei“ unter Thomas Raffeiner einen Einblick in nachhaltige Landwirtschaft mitten im touristischen St. Anton am Arlberg. Auf engstem Raum, mit gerade einmal vier Kühen und knapp 20 Ziegen, werden hochwertige Milchprodukte erzeugt. Besondere Bedeutung erhält dabei Tierwohl und Kreislaufwirtschaft. Der Betrieb ist zu 100% CO2-neutral und entwickelt sich bewusst im Einklang mit touristischen Ansprüchen vor Ort. Raffeiners Engagement reicht über die Landwirtschaft hinaus: Als Mitglied im Verein „Quality Hosts“ arbeitet er aktiv für qualitätsvollen Tourismus in der Region, ausdrücklich weg vom Massentourismus hin zu bewussten Gästen, regionaler Kulinarik und Nachhaltigkeit.
Was wir mitnehmen konnten? Zusammenfassend zeigte die Exkursion deutlich, wie vielfältig und gleichermaßen herausfordernd nachhaltige Landwirtschaft und Regionalkulinarik sein können. Ein gemeinsames Element aller besuchten Betriebe ist jedoch ihr ausdrückliches Bekenntnis zur Authentizität sowie eine bewusste, umfassende Kooperation entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Dabei spielen Transparenz gegenüber den Gästen, kontinuierliche Anpassung an neue Herausforderungen sowie mutige Innovationskraft entscheidende Rollen für langfristigen Erfolg.
Hier geht’s zum umfassenden Trendbericht zur Kulinarik-Exkursion: